Die Ku-eperstecke sagen Tschö
(Festheft 2015)
Zwar am Ende, aber noch nicht aus der
Welt!
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Stephan Remmlers weltphilosophischen
Betrachtungen treffen ins Schwarze. Es ist vom Ende einer Gruppe in der St.
Helena Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel e.V. zu berichten: die
Gruppe der „Ku-eperstecke“ gibt es nicht mehr.
Doch Stopp: so wie sich diese Gruppe seit ihrer Gründung widerspenstig und
borstig, manchmal resistent und auffallend, humorvoll kompromisslos, sich selbst
und auch andere nicht schonend, letztlich aber immer doch als treue
Schützengruppe gezeigt hat, ist sie sich bis zu ihrem Ende treu geblieben.
Denn das Ende der „Ku-eperstecke“ bezieht sich nur auf die aktive Teilnahme an
der Kirmes.
Ansonsten haben sich die Gruppenmitglieder in die Hand versprochen,
zumindest die, welche bei der auflösenden Versammlung noch mit dabei waren, dass
sie auch weiterhin an den Kirmesfestlichkeiten teilnehmen wollen: sie schauen
sich die Paraden an, sind beim Trinken im Festzelt und bei allen Dingen dabei,
bei denen sie nicht mitmarschieren müssen. Und, das ist ganz neu, ihre besseren
Hälften, ihre Frauen, haben sie nun immer mit dabei. So wird die Gruppe im
Festzelt während der Kirmes sitzen und gemeinsam wie bisher es immer noch mit am
längsten aushalten, wenn im Zelt die Kirmes abgehalten wird. Wenn man es denn
nun von dieser Seite sieht, straft die Gruppe Stephan Remmler Lügen, so gesehen
hat die Gruppe kein Ende.
Darum darf an dieser Stelle auch noch einmal daran gedacht werden, was die
„Ku-eperstecke“ innerhalb der Schützengruppen der
St.-Helena-Schützenbruderschaft waren. Sich dieser Frage mit einer klaren
Antwort zu nähern, ist nicht ganz einfach. Bei der Frage „Wann haben sie sich
gegründet“ fängt die Malaise schon an. Ich möchte auch hier nicht exakt darauf
eingehen, zum einen, weil ich die Gründung gar
nicht mit erlebt habe, zumindest die Gründung nicht, die die ganz Altenin der
Gruppe meinen, zum anderen,
weil ich nicht erheblichen Widerspruch ernten möchte und mich der Lüge zeihen
lassen will. Auch wenn die Frage der Geburtsstunde der „Ku eperstecke“ innerhalb
der Gruppe zu stundenlangen Diskussionen geführt hat, wollen wir es an dieser
Stelle damit bewendenlasse, dass wir zwar die Zahl fünfzig
nicht erreicht haben, aber dennoch stramm drauf losmarschierten. Ende der
Durchsage.
Aber obwohl die Gruppe nicht ein ehrwürdiges Alter erreicht hat, wie z.B.die
Fahnengruppe oder die Blauen oder die Zylindergruppe oder... Man könnte noch
einige aufzählen, hat sie in der Bruderschaft doch einiges bewirkt.
Beispiele gefällig?
Über viele Jahre stellte die Gruppe in Karlheinz Vieweg den 2. Brudermeister,
für ein Jahr sogar in Hubert Wirtz den ersten. Des weiteren wurde in der
Bruderschaft der Posten des Schatzmeisters für einige Zeit besetzt, Mitglieder
im Vorstand waren einige der Gruppe, nicht zu vergessen, dass die Gruppe
Könige und Minister gestellt hat.
Was noch keine andere Gruppe zustande brachte und wohl auch nie mehr zustande
bringen wird: Im Jahre 1994 kamen die drei Majestäten aus der Gruppe.
Was aber viel einmaliger ist: alle drei waren Gastwirte. Hans Jansen,
König, Alte Post, Fritz Honheiser, Minister, Jägerhof und Theo Piolot, Minister,
Unionklause.
Und an diesen Namen sieht man dann auch, wie die Zeit vergeht und damit die
„Ku-eperstecke“ in ihrem Tatendrang auch: keiner von den Dreien ist noch aktiv,
unser Freund Theo Piolot ist im April verstorben, von den drei erwähnten
Gaststätten existiert nur noch die Alte Post.
Nun könnte man fragen, warum denn nun die „Ku-eperstecke“ als Gruppe im Zug
nicht mehr mitmachen. Wenn man das Alter der Herren sieht, ist die Frage überfl
üssig: die wackeren Männersehen sich nicht mehr in der Lage, die Wege
mitzumarschieren. Einen Teil des Weges wohl noch, aber, wie sagte einer in der
Gruppe: wenn schon, denn schon, entweder alles oder garnix. Und der andere
ergänzte: man könne auch nicht ein bisschen schwanger sein, ganz oder gar nicht.
Die Gruppe ist selbst auch so selbstkritisch zu sagen, dass man es versäumt
habe, jüngere Leute an sich zu binden. Aber auch das muss gesagt werden: als
jüngere kommen wollten vor einigen Jahren, glaubte man, dass sie wegen ihres
jungen Alters nicht passten. Heute sähe das anders aus. Auch schied der eine
oder andere jüngere aus der Gruppe aus, aus welchen Gründen auch immer.
Wobei man beim letzten Punkt wäre.
Die Gruppe hat es sich und auch anderen nie leicht gemacht. Es gab
Dickköpfe und Querköpfe, es gab Großmäuler und Kleinmäuler, es gab Querulanten
und Simulanten, es gab humorvolle und traurige, es gab Akademiker und Normale,
kurz: das ganze Spektrum Rheindahlens war vertreten. Und das bringt es mit sich,
da muss es knallen.
Jeder will ein Unikat sein, keiner eine Kopie. Und so haben wir in unseren
Reihen auch heute noch das eine oder andere Unikum. So sagen wir am Ende: es hat
uns immer Spaß gemacht in dieser Bruderschaft.
Wir bleiben ihr als Mitglieder weiter verbunden. Wir sind dabei, wenn man uns
zur Kirmes ruft. Und während des Jahres treffen wir uns zu dem einen oder
anderen Termin, auch mit den Witwen, die in unserer Gruppe
sind, Frauen ganz wichtiger früherer Bruderschaftler, mit Karin, Gisela und
Maria. Und wir sind alle froh, wenn wir uns bei jeder Zusammenkunft, beim
Sommerfest, beim Oktoberfest, zu Weihnachten in die Arme nehmen können und von
unseren glorreichen Zeiten reden.
Und das zum guten Abschluss: unser Gruppensilber hat der letzte König der
Gruppe, Hännes Willems, für die „Ku-eperstecke“ an Fronleichnam der Bruderschaft
gestiftet. Möge es in der Geschäftsstelle einen würdigen Platz einnehmen.
Die „Ku eperstecke“ werden dann nicht das Lied singen „Alles hat ein Ende,nur
die Wurst hat zwei“, vielmehr werden wir mit unseren Frauen aus voller Brust die
Rheindahlener Nationalhymne schmettern:
„Ja in Rheindahlen, bin ich geboren, ja in Rheindahlen am linken Niederrhein…“.
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Ku-eperstecke Rheindahlen bestehen
seit 30 Jahren
Die Zukunft ist sehr ungewiss
(Festheft 2014)
Lange Zeit gab es in den Reihen der Rheindahlener Ku-eperstecke ein Thema:
„Wann wurden wir eigentlich gegründet?“
Diese Frage scheint auf den ersten Blick sehr seltsam zu sein: eine Gruppe
müsste doch wissen, wann sie gegründet wird. Auf den zweiten Blick aber ist die
Frage nachvollziehbar. Denn die Ku-eperstecke bestanden nicht seit der Gründung
unter der Firmierung Ku-eperstecke. Man zeigte sich sehr erfindungsreich,
beziehungsweise wussten viele Mitglieder lange Zeit nicht, ob sie sich einen
Namen geben sollten. Zum einen, weil eine dauerhafte Präsens in der Bruderschaft
gar nicht beabsichtigt war, zum anderen, weil, wie es ein altes Mitglied
formulierte, Namen nur Schall und Rauch seien.
Und so präsentierte man sich logischer Weise eine Zeitlang unter dem Titel
„Gruppe ohne Namen“, dann „Die Verschworenen“, danach hieß man Plebeha, als
Abkürzung der Straßennamen, an denen die meisten wohnten: Ple für
Plektrudisstraße, Be für Beecker Straße und Ha für Hardter Straße.
Ob es nun an dem etwas merkwürdigen Namen lag, der durchaus von dem einen oder
anderen böswillig englisch ausgesprochen wurde „Play BH“, was der in der
Fremdsprache mächtige Rheindahlener schnell als „Mit dem BH spielen“ übersetzte,
oder ob der Klang der Kupferrohre, die den Mitgliedern als Gehhilfe dienten, den
Ausschlag dann für den Namen „Ku-eperstecke“ gab? Wer weiß, es schon klar zu
sagen?
Fest zu stehen scheint, und dies ist durch die Festhefte der St. Helena
Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel belegt: seit 1984 nennen sich
die Mitglieder „Ku-eperstecke“, die plattdeutsche Übersetzung des Wortes
„Kupferstock“. Interessant ist dabei nachzuforschen, ob denn nun auch alle mit
diesem Namen einverstanden waren. Wie ich als Gruppenführer meine Gruppe kenne,
gehe ich davon aus, dass es hierüber lange Diskussionen gab. Denn das zeichnet
die Gruppe aus: sie diskutiert und diskutiert, manchmal weiß man am Ende einer
Zusammenkunft gar nicht mehr, worüber man diskutieren wollte.
Der Hinweis, gut gemeint, man möge wegen der Überprüfung doch einmal in den
Protokollen nachschauen, greift nicht, denn über viele Jahre wurde überhaupt
kein Protokoll angefertigt. Weil es einfach zu mühevoll war und oft der
Protokollführer selbst nicht mehr wusste, was er protokollieren sollte und
wollte.
Sei´s drum. Die Gruppe hat jahrelang heftig mit daran gearbeitet, dass die
Bruderschaft in Rheindahlen wuchs und gedieh. Besonders stolz ist die Gruppe
darauf, dass aus ihren Reihen immer wieder Vorstandsmitglieder, Minister und
Könige als oberste Repräsentanten der St. Helena Schützenbruderschaft
Rheindahlen agierten. Auch zwei 1.Brudermeister, 1970 Ernst Kuhlen und 1978/79
Hubert Wirtz, führten die Bruderschaft, Hubert Wirtz war 1977 2.Brudermeister.
Wie auch von 1993-2002 Karlheinz Vieweg, der über lange Jahre die Geschicke der
Bruderschaft wesentlich mitgestaltete. Als Könige sind vertreten: Ernst Kuhlen
(zweimal), Hubert Wirtz, Manfred Jansen, Arno Hummels und Hans Jansen. Minister
waren Manfred Jansen, Erich Feicks, Karlheinz Vieweg, Theo Piolot, Winfried
Bollmann, Ernst Kuhlen, Arno Hummels, Fritz Honheiser und Charly Jansen.
Im Jubiläumsjahr hat die Gruppe noch 13 Mitglieder. Wie in anderen, schon lange
bestehenden Gruppen, haben die „Ku-eperstecke Rheindahlen“ Nachwuchsprobleme. Es
fehlen die jungen Leute, die irgendwann einmal den Namen der „Ku-eperstecke“
weitergeben können.
Dabei kann die Gruppe sehr viel bieten: es besteht ein ausgesprochen gutes
kameradschaftliches Verhältnis der Gruppenmitglieder untereinander. Dafür
spricht, dass in jedem Jahr ein Oktoberfest stattfindet, man trifft sich mit den
Frauen der Gruppe zum Weihnachtsessen im Vereinslokal „Zur alten Post“,
selbstverständlich wird auch durch Schießen ein Gruppenkönig ermittelt.
So blicken die „Ku-eperstecke Rheindahlen“ auf eine sehr wechselvolle Geschichte
zurück. Obwohl die Gruppe ein hohes Durchschnittsalter hat, sind sich alle
Ku-eperstecke darin einig, alles dafür zu tun, auch noch in den nächsten Jahren
bei der jährlichen Kirmes mitzumachen. Dafür spricht, dass die bisherigen
Gruppenführer mit großem Engagement die Gruppe geführt haben und bei den
Schützen auf große Resonanz stießen. Hier sind besonders zu erwähnen Karl-Heinz
Mooßen und Arno Hummels.
Seit 2008 führt Charly Jansen die Gruppe. Auch im Jubiläumsjahr will man dafür
Sorge tragen, an der Parade teilzunehmen. Was aber sicher recht schwierig werden
wird. Man ist einfach zu alt. Aber andererseits weiß jeder aus der Gruppe, auch
wenn man nicht aktiv an den Umzügen teilnehmen kann, die Kirmes ist ihnen auch
so immer noch ans Herz gewachsen. Klar, dass man an allen Kirmestagen mitfeiert.
Letzte Aktualisierung:
05.08.15
Michael Pohl